1-629 Außergewöhnliches Empire Schreibmöbel

 

S-Bohm-Empire-Schreibmbel-

 

Franken um 1815

Kirschbaum auf Weichholzkorpus furniert, von breitem Palisanderband gerahmte Schreibklappe, ebonisierte Säulen, Beine und Profile, vergoldete Kapitelle, Basen und Klauenfüßen.

Kubischer, in der Front von zwei Vollsäulen flankierter Korpus auf verkröpftem Sockelprofil und geschweiften Beinen 'à la retour de l'égypte'. Die zwischen drei Schubladen befindliche Schreibklappe gibt eine vielteilige Inneneinrichtung in Birkenfurnier frei, um ein offenes zentrales Fach sind durch ebonisierte Traversen gegliederte Schublädchen angeordnet, auf der Schreibplatte befindet sich ein in Ahorn und Palisander eingelegtes halbkreisförmiges Sonnenmotiv, den Abschluß bildet ein vorspringender, von den Säulen in fein gearbeiteten korinthischen Kapitellen getragener Kopfschub mit profiliertem umlaufendem Abschlußprofil.

Höhe 162 cm, Breite 95/100 cm, Tiefe 53/65,5 cm
 
Vgl. Ankleidezimmergarnitur aus der Residenz Eichstätt, heute Stadtmuseum München

 

Das gewichtige strenge Möbel ist - auch wegen der Verwendung des hier sehr beliebten Kirschbaums - ein bezeichnendes Beispiel für die süddeutsche Möbelkunst des Empire. Die konsequente Verwendung der rechtwinkligen Kubusform und der konstruktive Geist des tektonischen Aufbaus mit seinem klaren Sinn für tragende und lastende Teile sind deutliche Merkmale dieses repräsentativen Stils. Durch die außergewöhnliche Furnierung mit gestreiftem, vertikal angeordnetem Krischbaum- und Palisanderholz, sowie durch die geschweiften Beine mit Löwenklauen und die geschwärzten Profile läßt sich dieses Möbel eindeutig einer Ankleidezimmergarnitur aus der Residenz Eichstätt, heute Stadtmuseum München, zuordnen.

1817 fiel das Fürstbistum und die Residenz Eichstätt an Eugène de Beauharneis (Sohn von Josefine, Kaiserin von Frankreich und Stiefsohn von Napoleon), der den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und eines Fürsten von Eichstatt erhielt. Eugène de Beauharneis bezog die Residenz mit seiner Familie und ließ sie umfassend renovieren und möblieren. Er erwarb 1817 zu diesem Zweck in Regensburg das Inventar des verstorbenen Fürstprimas von Dahlberg. 1854 fielen alle Möbel an die bayerische Krone zurück und gelangten zu einem Teil in die königliche Villa nach Regensburg. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gelangten die Eichstätter Möbel nach München, von wo aus sie auf verschiedene Schlösser zur Einrichtung verteilt wurden.

Lit.: Ottomeyer, H., Zopf- und Biedermeiermöbel, München 1991, Kat.Nr. 44.1-44.4 

EUR 14.000,-